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AutorenbildMarcus Karl Haman, MSc

Wenn das Verbrenner-Aus dann doch kommt

04.04.2023 | Transformation | Gastbeitrag | Online-Artikel

Wenn das Verbrenner-Aus dann doch kommt verfasst von: Marcus Haman 3 Min. Lesedauer







PATENTSUCHE Es schien beschlossene Sache. Doch dann kam FDP-Bundesverkehrsminister Volker Wissing: Die Europäische Union muss das geplante Aus von Verbrennerfahrzeugen ab 2035 verschieben. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wie Manager reagieren müssen, wenn es dann doch so weit ist.


Ein Szenario. Die europäischen Autobauer kommen an einer nachhaltigen Transformation nicht vorbei. Denn das endgültige Verbrenner-Aus kommt auf Raten.


Patrick P. Palej / Stock.adobe.com

Das Verbrenner-Aus wird früher oder später kommen. Und das hat nachhaltige Auswirkungen für die Automobilindustrie. Vor allem in der DACH-Region und Frankreich ist dann eine enorme Industriekette davon betroffen. Neben den Fahrzeugherstellern auch die Tier-1, Tier-2 und Tier-3-Lieferanten – aber auch Servicewerkstätten für Autos. Denn bis vor kurzem war noch alles darauf ausgerichtet, Verbrennerfahrzeuge in höchster Qualität herzustellen: Von der Strategie, über Strukturen und Prozesse, bis hin zu Mitarbeitern, Kompetenzen und Partnern. Strategische Standorte für die Autoproduktion Für Hersteller stellt sich die Frage, wohin sie die Produktion der Verbrennerfahrzeuge verlagern können. Schließlich bleibt die Nachfrage in vielen nicht-europäischen Ländern stabil. Ein strategisch naheliegender Standort wäre Nordafrika mit Tunesien, Algerien, Ägypten, aber vor allem Marokko, dem größten Automobilland Afrikas. Im Jahr 2019 wurden in dem Königreich 250 Unternehmen gezählt, die in der Automobilindustrie tätig sind. Diese haben mehr als 220.000 direkte Arbeitsplätze geschaffen. Die Fahrzeugexporte verzeichneten 2019 fast 8,5 Milliarden Dirhams.

Die Maghreb-Länder sind immer noch nah an Europa. Europäische Autozulieferer könnten diese Länder ohne große logistische Hürden beliefern und müssten nicht unbedingt ihre Produktion mit verlagern. So liefert unter anderem die italienische Reederei Grimaldi Fracht nach Nordafrika. Auch bestehen bereits historische Verbindungen zu französischen Automobilherstellern und Logistikunternehmen wie GEFCO, die als Partner von PSA und anderen europäischen Herstellern fungieren. Volkswagen, Renault-Nissan, PSA und Mercedes-Benz investieren bereits Milliardenbeträge in die Maghreb-Region. Ramp-up-Management und Produktionsverlagerung

Neben der Produktionsverlagerung auf die andere Seite des Mittelmeers muss sich das Management auch um den Aufbau neuer Fabriken für E-Autos in Europa kümmern. Bei den neuen Fabriken setzen die Verantwortlichen zunehmend auf Automatisierung. Das bedeutet auch: Es werden weniger Bauteile und weniger Mitarbeitende in der Produktion benötigt. Elektrofahrzeuge brauchen weniger Entwicklungsingenieure. Gleichzeitig werden neue Qualifikationen für die Industrie-4.0-Fabrikennötig – und somit auch neue Fachkräfte. Es gilt also, einerseits das Ramp-up für die neuen Fabriken in Europa zu managen – und gleichzeitig das Ramp-up der verlagerten Produktion in Nordafrika zu koordinieren. Und auch hier werden die Hersteller um die besten Fachkräfte buhlen müssen. Fachkräfte sind auch in Nordafrika rar

Ein Verbrenner-Aus in Europa und eine Produktionsverlagerung nach Nordafrika wirkt sich auf die Mitarbeitenden in beiden Regionen aus. Für die Beschäftigten in Europa zieht die Umstellung auf Elektrofahrzeuge eine erhebliche Veränderung ihrer Arbeit nach sich. Sie müssen neue Fähigkeiten erlernen, um mit der zunehmenden Komplexität von Elektrofahrzeugen umzugehen sowie sich an eine veränderte Produktionsumgebung anzupassen. Einige Mitarbeiter müssen möglicherweise umgeschult werden oder neue Positionen innerhalb des Unternehmens finden. Es wird auch eine Zeit des Übergangs geben, in der die Produktion von Verbrennerfahrzeugen allmählich eingestellt wird, was für einige Mitarbeiter mit Unsicherheit und Stress einher gehen könnte. Für die Beschäftigten in Nordafrika, wohin die Produktion von Verbrennerfahrzeugen verlagert wird, bedeutet dies hingegen eine Chance auf neue Arbeitsplätze und wirtschaftliche Entwicklung. Es wird jedoch auch Herausforderungen geben, insbesondere im Hinblick auf die Bereitstellung von Schulungen und die Schaffung von Arbeitsbedingungen, die den europäischen Standards entsprechen. Wichtig ist, dass das Management die Transformation der Automobilindustrie nicht nur beobachtet, sondern aktiv mitgestaltet.



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